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Corona-Text 4: Aus einem Briefwechsel (7. April 2020)

Du kommst auch darauf zu sprechen, noch niemand habe gemeint, Gott oder Teufel hätten uns die Seuche geschickt wegen unserer Verderbtheit, eben als Strafe. Nun ganz so ist es nicht. Man kann auf der Website der Erzdiözese Wien nachlesen, was Kardinal Schönborn dazu meint. Ich hab's mir aufgeschrieben, sonst glaubt mir das niemand:


"Und dann stellt sich mir eine weitere Frage: Will Gott uns durch Corona etwas sagen" und führt das dann weiter aus: "Aber dass Gott durch Krisen bei uns anklopft und uns damit zum Nachdenken einladet, das glaube ich fest".


Herzlichen Dank für diese "Einladung zum Nachdenken" müsste ich sagen, wenn nicht bereits unsere Gründungsväter, die Philosophen der Aufklärung, mit ihrem leidenschaftlichen Kampf gegen den Primat der Kirche, die passenden Antworten gegeben hätten. Zu Zeiten der Pest meinte man noch, ein strafender Gott habe uns die Plage geschickt. Davon ist die Redensart geblieben, jemanden "Die Pest an den Hals zu wünschen". Dass Corona mit Halsweh beginnt scheint manche zwanghaft in Analogien Denkende darauf zu bringen, einen höheren Sinn darin zu suchen. Sozusagen die Krise als Chance.

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